Sauerklee gegen Schockzustände

Kategorie: Heilpflanze


Der Waldsauerklee mit seinem feinen Gespür erahnt weit im Voraus das kommende Donnerwetter. Und er fördert das Wiedererkennen und Erleben der Wichtigkeit eines jeden Einzelnen und zeigt auf, dass alles miteinander verwoben ist.


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Die Tagundnachtgleiche ist vorüber; das Licht hat über das Dunkel gesiegt. Dies war repräsentativ für die zyklische Wiedergeburt der Welt. Und nun? Die weibliche Verkörperung der Natur (Freya) im April ist die freudige weisse Erscheinung Ostara. Sie ist die Morgenröte des stärker werdenden Lichts, die Fruchtbarkeit, die Liebe (Venus) und die Auferstehung. Eines ihrer Symbole ist das Ei (es steht für Unschuld), zwei ihrer Tiere sind der Hase (unerschöpfliche Fruchtbarkeit) und der Kuckuck (Glück und Unsterblichkeit). Im Allgemeinen ist der Frühling eine Zeit der Lust, die sich auf Ostern hin noch steigert. Ob man sich dieser Lebenslust hingeben mag, entscheidet jeder für sich selbst.


All jenen die sich dieser Lust hingeben, ihr einen Raum erschaffen und willkommen heissen, werden mit Gewissheit eine der Pflanzen der Ostara finden: den Waldsauerklee (Oxalis acetosella). Im Volksmund wird er auch Hasenbrot, -klee, -moos, Himmelbrot, Kuckuckssalat oder Wald- und Sauerklee genannt. Er ist reich an Kaliumoxalat («Kleesalz») und enthält geringe Mengen Oxalsäure, die in grösseren Mengen steinbildend wirken und Gicht und Rheuma verstärken kann. Der Waldklee bevorzugt sauren, feuchten Waldboden. Besonders im Frühling erfreut er uns an schattigen Standorten mit einem sehr frischen intensiven leuchtenden Grün. Schauen wir uns doch dieses so zierlich anmutende Geschöpf anhand der Signaturlehre genauer an















Himmelsbrot | Der Sauerklee hat viele Namen. Er ist die schattenverträglichste Blütenpflanze unserer Heimat und vor allem im Wald zu finden. Von Frühjahr bis Frühsommer kann man die Blätter (samt Stielen) sammeln, sie wirken harntreibend und durstlöschend. Wegen der enthaltenen Oxalsäure sollte man nicht zu grosse Mengen essen.


Vor dem Donnerwetter Der Waldsauerklee bildet ein unterirdisches, horizontales stark verzweigtes Wurzelwerk aus. So bildet er kleine bis grössere grüne Teppiche. Dies ist unter anderem ein Hinweis für seine harmonisierende Wirkung und Unterstützung des Stoffwechsels der Verdauungsorgane. Ich nutze Waldsauerklee bei Sodbrennen, Blähungen, unspezifischen Bauchschmerzen, Krämpfen im Bauchbereich, bei Reizdarm und äusseren und inneren Geschwülsten, Geschwüren, Tumoren sowie bei Hautproblemen. Waldsauerklee ist eine Wetterblume und lebt einen offensichtlichen Rhythmus. Und er reagiert höchst sensibel auf seine Umwelt. Vieles davon lässt sich beobachten und erfahren. Das Erwachen dieses Wesens beginnt ab 9 Uhr morgens mit dem pendelartigen Schwingen und dem horizontalen Aufklappen der Blätter sowie des Aufrichtens und Öffnens des Blütenköpfchens. Zwischen 17 und 18 Uhr, zur Dämmerungszeit, werden die Blätter wieder eingeklappt, die Blüten geschlossen und ihre Köpfchen zur «himmlischen Ruh» gesenkt. Auch bei feuchtem sowie drohendem Donnerwetter und bei grosser Wärme oder Sonneneinstrahlung werden die Blätter dicht an den Stängel gesenkt; so formen sie eine dreiseitige schützende Pyramide. Ich verwende den Waldsauerklee bei Disharmonien, die einem Periodizität-Rhythmus folgen, zum Beispiel, wenn Symptome mit Licht- respektive Sonneneinstrahlung schlimmer werden. Selbstredend auch bei Wetterfühligkeit und allgemein bei Kopfschmerzen, Migräne, Unterleibs- und Gebärmutterschmerzen sowie bei Augenerkrankungen. Das blitzartige Zusammenfalten der Blätter bei drohendem Donnerwetter ist als eine Schock- respektive Schrecksignatur zu verstehen. Ebenso die Tatsache, dass man beim Pflücken des Waldsauerklees die Wurzeln leicht mit herausziehen kann. Bei einem Schock kommt es zu einer Ausfällung von Oxalsäurekristallen, die eine Nierensteinbildung begünstigen. Nierensteine sind also Donner- und Angststeine. So wende ich den Waldsauerklee auch bei durch einen Schock hervorgerufenem Tunnelblick und Todstellreflex an (siehe Hirschzungenfarn). Waldsauerklee hilft aber nicht nur bei Schockzuständen. Die dreizähligen «Kleeblätter» und deren Grün mit dem grossen Gelbanteil verweisen auch auf den Einsatz bei Leber-, Gallen-, Nieren- und Darmstörungen. Auch bei Magenproblemen, ja sogar bei Koliken, und bei Störungen im Drüsensystem kann der Waldsauerklee helfen.


Was Form und Farbe lehren Nicht nur bei Gewitterneigung, auch bei grosser Wärme faltet der Waldsauerklee seine Blätter zusammen. Dies ist ein Schutz gegen allzu starkes «Schwitzen» (Ausdünstung von Wasserdampf). Im Gegenzug ist die Pflanze aber auch befähigt, ein Zuviel an Wasser über ihre Blätter abzugeben (Guttation). Dies gibt mir den Hinweis, dass sie Wasserhaushalt regulierend, harntreibend, ausschwemmend, entgiftend, blutreinigend, Lymphfluss anregend und Stuhlgang regulierend wirkt. So hilft der Waldsauerklee etwa bei Wasseransammlungen, Lymphschwellungen, Neigung zu Stauungen, Verstopfung und bei Schwermetallbelastung. Sein saurer Geschmack wiederum ist ein Hinweis für den Einsatz als Nierenmittel. Waldsauerklee lindert Sodbrennen, saures Aufstossen, sauren Schweiss, Gastritis, Übersäuerung und Gicht. Auch bei einer Tendenz zu sauren Gemütszuständen setze ich ihn gerne ein. Von April bis Juni erscheinen die lang gestielten, fünfzähligen, zart weissen (Mond) bis blassrosanen (Venus) Blüten. Sie besitzen eine rötlich-violette Aderung und am Grund der Blüte ist ein gelblicher Fleck erkennbar. Diese Form- und Farbgebung verweist auf den Unterleib respektive die Gebärmutter. Es ist eine regulierende, entkrampfende Wirkung zu erwarten. Und tatsächlich wende ich Waldsauerklee erfolgreich zur Linderung von krampfartigen Menstruationsbeschwerden an. Weisse Blüten stärken zudem das Nervenkostüm. Sie sind einsetzbar bei zerrüttetem Nervensystem, innerer Unruhe, Nervosität sowie als Unterstützung bei Schüttellähmung (Parkinson). Seine Botschaft an die Menschen In der Pflanzenmeditation erfahre ich durch das kecke, lustige Wesen des Waldsauerklees, dass die Zukunft nicht in Stein gemeisselt ist. Seine Botschaft: «Das Zukunftsgeschehen verändert sich täglich, ist bewusst veränderbar und besitzt verschieden laufende variable Strömungen. Die können ineinander übergehen und sich auch wieder trennen, wie nebeneinander fliessende, schlängelnde Wasserströme. Die einen werden versiegen, andere gemeinsam ihr Ziel erreichen.» Doch zunächst gelte es zu verstehen, dass das Ideal der Individualität, auf das wir modernen Zivilisationsmenschen so fixiert sind, uns blendet: «Diese Wunde, die ihr euch selbst zugefügt habt, erzeugt die Illusion, dass die Natur eine Bedrohung ist, und dass der Mensch etwas anderes ist – nicht Teil des Miteinanders, des ewigen Werdens und Vergehens, abgetrennt vom pulsierenden Leben um ihn herum. Das ist ein folgenschwerer Verlust. Er mindert Mut und Lebensfreude und verhindert den Kontakt zum Fluss des Lebens. Ich lade dich ein, mit mir zu fliessen und dich dem Lebensstrom hinzugeben. Mit meinen nach innen gerichteten herzförmigen Blättern unterstütze ich dich in Phasen der Veränderung, in der Herzenstiefe so wichtig ist. Ich kann dich führen, wenn sich alles um dich herum verändert und du deinen Weg neu finden musst.» In der Pflanzenmeditation erfahre ich vom Geist des Waldsauerklees auch, dass einer der wichtigsten Schlüssel zum vollkommenen Glück darin liegt, wiederzuerkennen, dass die grösste Kraft der Veränderung nicht in der Individualität, sondern im Kollektiv steckt, im gemeinsamen Erschaffen. «Die Kraft eurer Gedanken und deren Suggestionen sind mächtige Werkzeuge. Erinnere dich wieder an all das, was möglich ist. Ich helfe dir dabei. Und ich helfe, deine von Ängsten, Unsicherheit und Wut produzierten, destruktiven Gedankenkonstrukte, die wahrscheinlich nie eintreffen werden, zu wandeln. So stärke ich die Schöpfungskraft im Menschen, in Verbindung zu Spirit und Natur. Erkennt und erlebt wieder die Wichtigkeit eines jeden Einzelnen und die Verflechtungen im grossen Ganzen.»

Gut zu wissen Kuckuckstee Waldsauerklee verfügt aufgrund seiner Oxalsäure über eine starke Wirkung. Diese kann, wenn man Waldsauerklee (oder auch Sauerampfer) regelmässig und über einen längeren Zeitraum (mehrere Monate) einnimmt, zu Reizungen im Magen-Darm-Bereich oder zur Bildung von Nierensteinen führen. Bei einer Tendenz zu Nierensteinbildung, aber auch bei Gicht sollte deshalb kein Sauerklee konsumiert werden. Wer sensibel reagiert, ist mit einem Bachblütenauszug auf der sicheren Seite (Herstellung siehe «natürlich» 01|02-2021). Für alle anderen sind kleine Mengen frische oder getrocknete Blätter empfehlenswert, etwa als Beigabe in Salaten, Suppen (Neunkräutersuppe zu Ostara), Smoothies und Saucen. Für einen Tee überbrüht man 1 EL Blätter mit einem halben Liter Wasser; 3–5 Minuten ziehen lassen. Über den Tag verteilt schluckweise trinken. Nach zwei Wochen eine Pause (mindestens eine Woche) einlegen und bei Bedarf so lange wiederholen, bis eine Besserung eintritt. In der Volksmedizin wird der Tee als Fiebermittel gebraucht, aber auch bei ausbleibender Menstruation und als Schmerzmittel. Waldsauerklee eignet sich auch für reinigende Teemischungen, z.B. in Kombination mit Birkenblättern, Brennnessel oder Goldrute. Die Anthroposophische Medizin verwendet den Sauerklee zur Harmonisierung des Stoffwechsels, bei Gallenkoliken, Magen-Darm-Krämpfen, zur Anregung der Lebertätigkeit und bei Neigung zur Steinbildung sowie zur Schockbehandlung. Äusserliche Anwendungen Geeignet sind das frische zerquetschte Kraut, der Tee, eine verdünnte Tinktur sowie der Presssaft. Ein Tuch oder eine Kompresse darin tauchen und dieses auf die betroffenen Körperstellen auflegen und mit einem weiteren, trockenen Tuch bedecken. Auflagen mit Tinktur oder Presssaft fühlen sich zuerst kühl an; danach wird die Durchblutung angeregt und mündet nach einigen Minuten in einem angenehmen Wärmegefühl. Die Auflage kann man 15 bis 60 Minuten, je nach Befinden, einwirken lassen. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, täglich eine Kompresse aufzulegen. Bei schmerzendem Unterleib, Magen-Darmbeschwerden, Spasmen der Muskulatur, Nierenentzündungen und Hauterkrankungen.














Steven Wolf hat schon als Kind von seiner Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt in Escholzmatt, wo er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für interessierte Menschen durchführt. Im Lochweidli steht dafür eine eigens gebaute Schuljurte. www.pflanzechreis.ch


Fotos: gettyimages.com | ZVG

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