Sabine Hurni über bitte erden Sie sich!
«So, jetzt schauen wir mal, ob du geerdet bist», sagte kürzlich eine Freundin zu mir und gab mir einen herzhaften Schubs, der mich sofort aus dem Gleichgewicht brachte. Nein, ich war nicht geerdet.
Nachdem wir gemeinsam einige Erdungsübungen gemacht haben, brachte mich der zweite Stoss nicht mehr vom Boden weg. Ich stand da, wie ein Baum im Wald. Verwurzelt und fest. Allein die Tatsache, dass beide Füsse auf dem Boden stehen, reicht oft noch nicht aus, um wirklich mit dem Boden verbunden zu sein. Warum ist die Verbindung zu den Füssen so schwierig?! Immer wieder geht die Energie in den Kopf und somit weg von den Füssen hin ins Denken und Entscheiden.
Dass wir ständig aus dieser Verbindung herausfallen, ist normal. Es ist nicht einfach, tief verwurzelt auf dem mit dem Boden zu stehen und gleichzeitig über den Geist in Verbindung zu sein mit dem Himmel, den feinen Energien oder dem ganzen Universum. Diesen Zustand erlangt man eigentlich nur in absoluter Achtsamkeit. Üben wir es im Alltag, können wir auch darauf zurückgreifen, wenn uns das Leben von einem Moment zum anderen den Boden unter den Füssen wegzieht.
Die Luft – grenzenlose Beweglichkeit
Hört man sich Vorträge und Podcasts von Fachleuten der Astrologie an, so werden wir in der Zukunft vermehrt von der Qualität der Luft beeinflusst. Es fällt uns leichter, die eigene Spiritualität zu entdecken, es gelingt uns, in neuen Bahnen zu Denken und uns zusammen zu vernetzen. Die Luft ist schnell, grenzenlos, beweglich und freiheitsliebend. Doch all das lässt sich nur manifestieren, wenn wir gleichzeitig den Boden haben, der den Gegenpol zu diesen Höhenflügen setzt. Oder anders gesagt: Bei so viel Energie in der Luft, ist es umso wichtiger, dass wir geerdet sind. Wie ein Blitzableiter, der ein Zuviel an Energie in der Luft in Richtung Erde ableitet, müssen auch wir Menschen zur Ruhe kommen, wenn zu viel Bewegung im Feld ist.
Ob Sie geerdet sind oder nicht, merken Sie nicht nur dadurch, dass jemand Sie körperlich aus der Balance bringt. Sie merken es auch, wenn sich der Kopf voll, schwindlig oder sogar leicht schmerzhaft anfühlt. Wenn die Füsse und Hände kalt sind, wenn man schusselig oder ungeschickt ist und einem Dinge aus der Hand fallen.
Im nicht geerdeten Zustand ist es schwierig, einzuschlafen. Der Geist kommt nicht zur Ruhe. Man kann sich nicht konzentrieren, die Gedanken sind überall und nirgends, man ist geistig abwesend und fühlt sich innerlich getrieben oder unruhig.
So erden Sie sich
Wenn Sie nun bei einigen Punkten innerlich genickt haben, kann ich Sie beruhigen: Sie sind in bester Gesellschaft. Unsere westliche Welt ist voller Menschen, die viel zu viel Energie im Kopf und viel zu wenig Verbindung zur Erde, den Füssen und zur inneren Ruhe haben. Das Ungünstigste, was wir in solchen Situationen tun können, ist Snacks einwerfen, uns aufputschen mit Energiedrinks, Mate oder Kaffee, Konsum von Medien aller Art und viel Reden. Das Beste, was wir tun können – Erden und zur Ruhe kommen. Hier ein paar Tipps:
1. Meine Lieblingsübung – sich auf den Boden legen: Setzen Sie sich auf den Boden, die Beine gestreckt. Legen Sie sich nun langsam, Wirbel für Wirbel auf den Boden, bis Ihr ganzer Rücken den Boden berührt. Bleiben Sie mehrere Minuten liegen.
2. Wurzeln schlagen: An der Aussenseite der Ferse, der Wurzel des grossen Zehs und am Ansatz des kleinen Zehs bilden sich unsichtbare Wurzeln, die zwei Meter in den Boden wachsen. Gehen Sie mit diesem Bild spazieren. Holen Sie es immer wieder.
3. Atmen Sie: Atmen Sie aus. Warten Sie einen Moment, bis der Körper den natürlichen Impuls zum Einatmen gibt. Machen Sie das zehn Mal.
4. Fussbäder: Nehmen Sie jeden Abend ein Fussbad. Es ist Wellness für den ganzen Körper und hilft beim Einschlafen.
5. Gehen Sie in die Natur: Bäume helfen uns, uns zu Erden. Sie wirken auch als Blitzableiter bei Gewittern. Genauso helfen Sie, ein Zuviel an Kopfenergie in die Füsse zu leiten. Gehen Sie allein, offline und ohne Musik. Nur Sie und die Natur.
6. Warm essen: Essen Sie Wurzelgemüse und warme Mahlzeiten. Halten Sie Regelmässigkeiten ein. Essen Sie mit jeweils 3 bis 5 Stunden Abstand dreimal warm.
7. Stille geniessen: Klinken Sie sich immer wieder für eine Pause aus. Geniessen Sie Zeit für Stille, ohne nichts. Bleiben Sie offline und teilen Sie den Moment nur mit sich selbst.
Bestimmt gibt es viele weitere Tipps rund um das Erden und die Bodenhaftung. Im Gegensatz zu den Tieren, ist der Mensch ein Wesen, welches das Körperliche wie auch das Geistige in sich vereint. Wir können unsere hervorragenden Ideen jedoch nur auf den Boden bringen, wenn wir auch gut im Körper verankert sind. Das wussten bereits die alten Yogis, die den Körper und die Ernährung als Basis für ihren Erleuchtungsweg beschrieben. Nur mit einer guten Verbindung zum Körper, kann der Geist leuchten.
Genau diese Wechselwirkung zwischen geistiger Offenheit und tiefer Verbindung zu sich selbst und zur Erde erscheint mir so heilsam und zukunftsweisend für die Welt. Und mit geistiger Offenheit meine ich sowohl den spirituellen Zugang zu einer lichtvollen Quelle, wie auch den Zugang zu neuen Ideen, Technologien und Lebensformen. Mit der Verbindung zu sich selbst und der Erde meine ich nicht das Kultivieren von weiteren, aufgeblasenen Egos, sondern die echte, innere Ruhe, die uns alle in jedem Moment des Seins an die Kraft der Erde anbindet.
Sabine Hurni arbeitet als Naturheilpraktikerin und Lebensberaterin in Baden, wo sie auch Ayurveda Kochkurse, Lu Jong- und Meditationskurse anbietet.