Fünf Orte der Besinnung

Ruhe und Rückzug nicht nur für Brüder und Schwestern: In diesen Schweizer Klöstern können Besucher*innen am entschleunigenden Alltag hinter altem Gemäuer teilnehmen.

Benjamin Haltmeier und Zora Innig

1. St. Ursula, Brig

Wie könnte es auch anders sein? Es war der so bekannte wie umtriebige Walliser Unternehmer und Politiker Kaspar Stockalper, der das Briger Kloster St. Ursula gründete. Mitte des 17. Jahrhunderts wohnten die ersten Schwestern, die Ursulinen, noch in seinem prächtigen Barockschloss. Doch schon bald entstand zu Füssen des Simplonpasses eine eigenständige Ordensgemeinschaft. Heute gehört zum Klosterbetrieb nicht nur religiöse Bildung: Das zugehörige Gästehaus landete im Schweizer Hotelrating 2022/2023 unter den 100 besten Häusern. Wer in die ruhige Altstadtregion reist, kommt also nicht nur wegen der umliegenden Alpengipfel und des grossen Gartens zur Ruhe. St. Ursula ist ein Ort der Stille und des Friedens, der zum Innehalten, zur Entschleunigung und zur Besinnung einlädt. In den Kursräumen des Gästehauses fördern Angebote das Wohlbefinden, die Achtsamkeit und die Zufriedenheit der Gäste.

www.st-ursula.ch / www.brig-simplon.ch

2. Mariastein, Solothurn

Gastfreundschaft spielt seit jeher eine wichtige Rolle im Solothurner Benediktinerkloster Mariastein. Das liegt zum einen daran, dass das Areal schon im Mittelalter als Wallfahrtsort diente – wegen der vielen Besucher*innen musste im 17. Jahrhundert ein Gästehaus gebaut werden. Zum anderen ist das Kloster auch bei Pilgernden beliebt; schliesslich liegt es am Drei-Seen-Weg, einem der Schweizer Jakobswege. Egal, ob es nun religiöse oder weltliche Gäste sind; die einzigartige Atmosphäre Mariasteins lässt sich auf verschiedene Weise erleben. Aussenstehende werden von den Benediktinermönchen an den Tisch, zum Dialog und auf Wunsch auch zum Gebet geladen. Der Aufenthalt in Stille und Geborgenheit lässt sich mit dem Besuch einer Veranstaltung abrunden, und im Rahmen von Exerzitien und Kursen können sich auch Anfänger*innen in die christliche Spiritualität einüben.

www.kloster-mariastein.ch / www.solothurn-city.ch

3. Kapuzinerkloster Rapperswil

Eine grüne Halbinsel am Zürichsee? Eine Lage direkt neben dem Hafen? Helle, warme Zimmer mit schönem Ausblick? Es gibt definitiv schlechtere Standorte für ein stilles Refugium. Das ist nicht nur den Kapuzinern des Klosters Rapperswil bekannt. Viele Gäste kommen zum wiederholten Mal hierhin. Seit 25 Jahren trägt die Anlage entsprechend den Titel «Kloster zum Mitleben». Hier gibt es Angebote vom täglichen gemeinsamen Nachtgebet über geistliche Begleitung bis zur Meditation am Mittwoch. Wer dafür kürzere Zeit in der Gemeinschaft weilen möchte, nutzt die Zeitfenster von Donnerstag bis Sonntag. Klassischerweise verbringen Besucher*innen aber eine volle Woche am See. Es gibt weiter auch die Möglichkeit, noch länger im Kloster zu bleiben – für mehrere Wochen oder gar monatelange Aufenthalte lohnt es sich, im Vorfeld das Gespräch mit den Brüdern zu suchen.

www.klosterrapperswil.ch / www.st.gallen-bodensee.ch

4. Altenryf, Freiburg

Der markante Sandsteinfelsen in einer Schlaufe der Saane hat diesem Kloster seinen Namen gegeben: Altenryf, auf Französisch Hauterive, geht auf das lateinische «Alta ripa», «Hohes Ufer», zurück. Hier, sieben Kilometer von Freiburg entfernt, wohnen etwa 20 Zisterzienser- Mönche im Zeichen von Gebet, Arbeit und brüderlichem Leben. Klar, gehören Zurückgezogenheit und Kontemplation zu ihrem Alltag. Die Mönche freuen sich aber stets über Gäste, die für einige Zeit an ihrer Lebensweise teilnehmen wollen. Dafür sollte man zwischen Dienstag und Sonntag mindestens drei Übernachtungen einplanen. Dabei zeigt sich das Westschweizer Kloster an der Sprachgrenze auch offen für Gäste anderer Konfessionen. Diese können auch an den von den Mönchen gesungenen Gottesdiensten teilnehmen und gegen einen bescheidenen Unkostenbeitrag von Kost und Logis in der bemerkenswerten, mittelalterlichen Anlage profitieren.

www.abbaye-hauterive.ch

5. Dhammapala, Kandersteg

Orte spiritueller Übung gibt es auch ausserhalb der traditionellen Schweizer Klöster. Beispielsweise in der kleinen Klostergemeinschaft Dhammapala, die im bernischen Kandersteg der Tradition des frühen Buddhismus nachlebt. Mönche und Novizen sowie ab und zu Nonnen meditieren in der Abgeschiedenheit der Bergwelt. Aber auch Gäste sind willkommen: Sie finden dort einen Zufluchtsort ausserhalb weltlicher Geschäftigkeit und Betriebsamkeit, indem sie mit den ansässigen Ordensmitgliedern ein Leben der Meditation, des Studiums und der Arbeit teilen. Wer das Kloster Dhammapala das erste Mal besucht, nimmt an einem Meditationskurs teil; danach sind längere Aufenthalte möglich. Die Tage beginnen um 5.30 Uhr mit der Morgenmeditation und enden nach dem Chanting und der Meditation von 19.30 Uhr. Elektronische Geräte werden während des Aufenthaltes ausgeschaltet – Abschalten ist also im wörtlichen Sinne garantiert.

www.dhammapala.ch / www.madeinbern.ch

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