Dort unterwegs, wo die Strasse endet
Trailrunning ist die sportliche Alternative zum Wandern und erobert unsere Alpen. Beim Rennen über Stock und Stein, über Hügel, Berge und Kreten geniesst man oft auch spektakuläre Ausblicke.
Der Weg von St. Moritz Bad Richtung Stazersee geht zwar nur leicht bergan. Aber man kommt trotzdem ziemlich schnell ins Schwitzen, wenn man ihn als Trailrun unter die Füsse nimmt. Schliesslich sind wir mit Anne-Marie Flammersfeld unterwegs, einer der erfolgreichsten Extremläuferinnen der Welt. Und sie gibt das Tempo vor. «Trailrunning muss aber in erster Linie Spass machen», beruhigt sie und verfällt im nächsten Moment wieder in ein lockeres Walking-Tempo. «Trailrunning heisst nicht, dass man immer rennt.» Man müsse sich ans Gelände anpassen. «Und: Es ist kein Tabu, das Panorama zu geniessen.» Vor allem wenn es sich so herrlich präsentiert wie beim Stazersee. Im stahlblauen Wasser spiegeln sich die schneebedeckten Berge der Umgebung, dazu diese unvergleichliche Engadiner Luft getränkt mit Lärchenduft.
Trailrunning erobert gerade unsere Alpen und dürfte sich gemäss Touristikfachleuten zu einem Mega-Trend entwickeln. Der englische Ausdruck bedeutet so viel wie: Rennen, wo die Strasse oder vielmehr der Asphalt endet. Inzwischen ist Trailrunning keine kleine Nische mehr innerhalb des Laufsports. «Früher wurde ich oft komisch angeschaut», erzählt Anne-Marie Flammersfeld. Heute trifft sie immer öfter auf Gleichgesinnte, die mit kleinen Rucksäcken, Funktionsbekleidung und Turnschuhen über Stock und Stein, über Hügel, Berge und Kreten rennen.
Schweiz Tourismus sieht im Trailrunning grosses Potenzial, da es wenig Infrastruktur benötigt. Betont wird zudem auch die stressreduzierende, therapeutische Wirkung des Sports. In der Schweiz ist zudem bereits ein flächendeckendes Wanderwegnetz von rund 65 000 Kilometern vorhanden. Ein Indikator für die Beliebtheit dieses neuen Sports ist die Tatsache, dass es bereits mehrere hundert Trail-Strecken gibt. Insbesondere spektakuläre Routen wie Höhenwege sind sehr beliebt, geben sie doch auch für Bilder auf den sozialen Netzwerken etwas her. Aber auch Trail-Events boomen.
Tiefe Einstiegshürde
«Wer rennt, wo andere wandern, kommt schneller voran und nimmt die Umgebung intensiver wahr», findet Sportwissenschaftlerin Anne-Marie Flammersfeld, die als Personal Trainer, Coach und Referentin tätig ist. Allein dadurch, dass man oft auf ungleichmässigem Boden läuft. Thomas Häusermann, OK-Präsident des Transviamala- und Transruinaulta-Trailruns, sieht noch weitere Pluspunkte für diese Sportart: «Beim Trailrunning profitiert man von einem Ganzkörpertraining, man trainiert die Ausdauer, Kraft, Koordination und Geschicklichkeit. Das Laufen auf natürlichem, unebenem und stets wechselndem Untergrund verbessert zudem auch die Konzentrationsfähigkeit. Die Einstiegshürde für Trailrunning bezeichnet Häusermann als tief. «Trailrunner*innen sind keine Spinner*innen, die sich von den Bergen stürzen», meint er schmunzelnd. Die Grundvoraussetzung ist eine gute Gesundheit. Er rät Neueinsteigende, nicht gleich eine alpine Route zu nehmen. Es reicht der Wald oder der Feldweg um die Ecke. Häusermann, seit über 15 Jahren aktiver Trailrunner, glaubt, dass Trailrunning sogar einfacher sei als Joggen – und vor allem kurzweiliger. «Kein Schritt ist gleich wie der andere, das entspannt die Muskulatur, denn monotone Belastung ermüdet Körper und Geist. Das Wichtigste: Der Wechsel von Rennen und Gehen gehört dazu und kann gerade beim Einstieg sehr entlastend wirken.»
Anfangs waren es vor allem Männer zwischen 40 und 50 Jahren, die diesen Sport für sich entdeckten. In den letzten Jahren seien aber viele, vor allem junge Frauen dazugekommen, bei denen das Naturerlebnis im Vordergrund steht.
Wieso Trailrunning in der Schweiz immer populärer wird, lässt sich auch damit erklären, dass die Möglichkeiten hierzulande praktisch unermesslich sind. Dieser Überzeugung sind auch Doug Mayer, Kim Strom, Janine und Dan Patitucci, die zusammen das Buch «Trail Running Schweiz – 30 unglaubliche Läufe» verfasst haben. In ihrem Vorwort schreiben sie: «Kaum ein Land bietet eine solch vielfältige Landschaft auf so kleinem Raum. Auf einem Trail kann man durch Wälder oder über alpine Pässe, entlang von Gletschern oder vorbei an gelegenen Dörfern laufen. Und überall ist man innert Kürze am öffentlichen Verkehr angebunden.»
Trailrunning im Engadin
Beim Trailrunning läuft man statt auf asphaltierten Strassen auf ausgetretenen Pfaden oder quer durchs Gelände. Der Sport fördert die Kraftausdauer und die Koordination sowie die Trittsicherheit und die Laufdynamik. Ideale Trails verschiedenster Schwierigkeitsstufen finden sich beispielsweise im Engadin: So führen flache Wege durch idyllische Lärchenwälder, während das malerische Val Roseg mit leicht zu bewältigenden Steigungen aufwartet. Anspruchsvoller hingegen sind die Routen mit rassigen Anstiegen und engen Serpentinen, wie beispielsweise der Trail ab der Diavolezza-Talstation zur Alp Languard. Auch für Top-Läufer*innen hält die Diavolezza-Region einen Trail bereit, der es in sich hat: Das geröllige Gebiet erfordert unbedingt Trittfestigkeit und keine Scheu vor steilen Steigungen.
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