Schamanenpflanze Beifuss
Kategorie: Heilpflanze
Der Beifuss, ist eine wärmende und belebende Heilpflanze. Auf energetischer Ebene aktiviert der kleine Bruder des Wermuts unsere Kundalini: die Schlangenkraft, die im Wurzelchakra ruht und im Kronenchakra zur Erleuchtung führt. Und wenn nicht zur Erleuchtung, so führt uns der Beifuss zumindest zurück in die Selbstverantwortung.
Heraus aus den Tiefen des Wassers, dem prägenden Element der Frühlingsmonate, fliesst unsere Energie in das züngelnd flackernde, nach aussen gerichtete Feuerelement des Sommers. Das Feuer wird dem männlichen Prinzip zugeordnet. Seine Tiere sind der Feuersalamander, die Feuerschlangen und der Feuerdrache.
Das Feuer steht für den Willen, die Seele, für reine Energie, Vitalität, Impulsivität, Mut, Macht, Aggression, Kraft, Veränderung, zielstrebiges Handeln, Leidenschaft und Sexualität. Es lehrt uns, die Ziele im Auge zu behalten und Willenskraft für deren Umsetzung zu entwickeln. Und es gibt uns Mut, unser Schicksal in die Hand zu nehmen, und wenn nötig Altes loszulassen, um neue Wege zu gehen, Wege der Veränderung.
Der Sommer ist auch die Zeit der ersten Reife, der Energie junger Erwachsener. Dieses Reifen durchlebt der Mensch in seinem Leben nur einmal – doch im Jahreskreis können wir jeden Sommer daran anknüpfen. Eine wichtige Pflanze dieses Zeitabschnittes ist der Beifuss (Artemisia vulgaris). Ihr alter Name ist «Una», was im Gälischen so viel bedeutet wie «die Einzige». Una ist die Älteste und gilt als Mutter aller Kräuter.
Beifuss schenkt Macht und Mut Beifuss wirkt zusammenziehend (adstringierend) und erwärmend. Er hat die Fähigkeit zur Erweckung und Kanalisierung der Feuerschlangen-Lebensenergie, der «Kundalini». Kundalini bezeichnet eine in tantrischen Schriften beschriebene ätherische Kraft im Menschen.
Die Schlange spielt auch in anderen Kulturen eine wichtige Rolle, sie ist ein universelles und komplexes Symbol und dient salopp gesagt als Vermittlerin zwischen Himmel und Erde.
Als weiteres Symbol für die Feuerschlangenenergie dient der Weltenbaum. Er ist Teil der alten Religionen, an dessen Wurzeln die Weltenschlange wohnt. Der Baum steht für die Struktur, die Schlange für die darin innewohnende Energie. Diese kraftvolle Energie schläft wie eine zusammengerollte Schlange am unteren Ende des Baumes. Im Christentum nennt man den Weltenbaum auch Baum der Erkenntnis; und die Schlange wurde zur diabolischen Verführerin umgedeutet.
Bleiben wir bei der ursprünglichen Symbolik. Die Erweckung der Feuerschlangenenergie – man nennt sie auch schlicht Feuerkraft – ist wichtig für den Prozess der Transformation, also Verwandlung von Geist, Seele und Körper – der heiligen Dreieinigkeit. Sie zeigt sich auch in der Verbindung von Becken (Willenskraft), Wirbelsäule/ Brust/Herz (Fühlen) und dem Gehirn (Denken).
Wenn wir unsere Feuerkraft mit der Anwendung von Beifuss erwecken, steigt die Energie langsam und wellenförmig der Wirbelsäule entlang aufwärts durch das Herz Richtung Kopf. Mit dieser Energie kehren Macht, Mut und die innere Begeisterungsfähigkeit zurück. Alte Namen des Beifusses lauten deshalb briga oder brigo (keltisch) und Mug-, also Machtwurz. All das deutet auf die in der Heilpflanze innewohnenden Macht und Kraft.
Das Wort «Macht» hat oft einen fahlen Beigeschmack, weil Macht oft missbraucht wird. Doch «Macht» bedeutet auch, die Macht zurückzuholen, die jedem Einzelnen innewohnt. Die Verantwortung, die wir abgegeben haben – oder die uns genommen wurde, im hiesigen Leben wie auch in anderen Reinkarnationen – zurückzuholen. Macht heisst, dass wir die Selbstverantwortung für unser Tun und Handeln komplett übernehmen. Das bedingt sehr viel Lebenskraft, die es zu aktivieren und hochzuhalten gilt. Indem wir Macht und Selbstverantwortung für uns übernehmen, wachsen wir auf der seelischen Ebene. Dabei hilft der Beifuss wie kaum eine andere Pflanze. Er ist deshalb einer der mächtigsten Pflanzenverbündeten, der bei uns wächst.
Altbewährt | Beifuss war früher eine der wichtigsten und heiligsten Heilpflanzen. Heute ist sie weitgehend vom potenteren Wermut verdrängt worden. In der Volksheilkunde wird der Beifuss aber nach wie vor bei den verschiedensten Krankheiten eingesetzt, unter anderem bei Epilepsie, Hämorrhoiden, Menstruations- und anderen Frauenleiden sowie bei Völlegefühl und Schwindsucht. Als Gewürz, etwa zum Fleisch, hilft Beifuss der Verdauung. Und müde Wanderer macht er munter, wenn sie ihn in die Schuhe legen.
Una, die Mutter aller Dinge In unserem Zeitgeschehen haben wir das grosse Glück, dass diese Feuerenergie von ganz alleine erwacht und aktiviert wird. Wir müssen nicht mehr jahrelang mit Kundalini-Yoga und Meditationsübungen die Schlangen erwecken. Der geistige Kern des Menschen erwacht gegenwärtig zunehmend und kann diese Feuerenergie allein mit der Kraft des Geistes freisetzen. Dadurch kann es uns auch immer wieder mal heftig Durchschütteln.
Befindet man sich bereits im Prozess des Erwachens der Kundalini, sollte man sehr vorsichtig damit umgehen. Manche durchleben es wie eine wellenartige zweite Pubertät, die nicht immer angenehm ist. Stimmungsschwankungen, emotionale Ausbrüche, zu viel Energie, nicht in seiner Mitte sein – all das ist normal in dieser Lebensphase. Oder man ist erschöpft ohne ersichtlichen Grund und tut sich schwer, klare Gedanken zu fassen. In diesen Phasen ist es gut, sich nicht unter Druck zu setzen. Erledigen Sie einfache Dinge, gehen Sie im Wald spazieren, atmen Sie tief durch, trinken Sie Tee und lassen Sie sich die Zeit, die Sie in diesen Phasen brauchen.
Bei der Pflanzenmeditation vernehme ich den Ruf der Una/Eva, der Mutter aller Dinge und Meisterin des Energieflusses: «Ich bin ein Geschenk des Göttlichen an die Menschheit. Ich bin das Erkennen und schenke euch Macht, Licht und Wärme. Der Mensch hat jetzt lange genug die Früchte vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen verzehrt. Tief im Innern nehmen die Menschen meinen Ruf wahr. Etwas beginnt sich in ihnen zu regen und erwacht zu neuem Leben. Auf leisen Sohlen, schleichend, erwärme ich euer gesamtes System. Und so bewegt sich die Menschheit langsam aus der Unbewusstheit und tritt ein in das göttliche Bewusstsein. Doch dies wirbelt zunächst alles durcheinander – vermeintlich felsenfeste Überzeugungen, die Religionen, das ganze Innere des Menschen, ja, selbst die Vegetation wird sich neu ordnen. Wir befinden uns mitten in diesem grossen ‹Göttlichen Chaos›. Gewohntes wird durcheinandergewirbelt, ihr Menschen verliert den Boden unter den Füssen, was zu Ängsten und Unmut führen kann. Doch ich schenke euch Mut, sodass ihr euch von der alten Welt befreien und in die neue eintreten könnt. Ja, das Leben auf diesem Planeten darf eine neue Blütezeit erfahren! Freut euch darauf und folgt eurem wahren Wesen: Tretet wieder an euer ursprüngliches, göttliches Leben.»
Gut zu wissen «Wilder Wermut» – wie anwenden? Mit einem Pflanzenerkennungsbuch ausgerüstet, kannst du den bis zu zwei Meter hohen Beifuss leicht finden und identifizieren. Er wird auch Stab-, Gänse-, Besen- und Dianakraut genannt oder Wilder Wermut und wächst vielerorts an Bahndämmen, Wegen und auf Wiesen. Die Blütezeit erstreckt sich von Juli bis September. Die Fruchtreife beginnt ab September. Für die Ernte schneidet man die oberen Triebspitzen ab, solange die Blütenkörbchen noch geschlossen sind oder auch noch kurz nach dem Öffnen. Die Wurzeln werden im Oktober geerntet. Beifuss wirkt anregend auf die Gebärmutter und sollte daher nicht während der Schwangerschaft verwendet werden, da er Fehlgeburten auslösen kann. Man setzt ihn vor allem ein bei Menstruationsbeschwerden und einer schwachen Verdauungskraft, aber auch bei Galle- und Leberleiden, Hämorrhoiden und Nervenkrankheiten. Beifuss wird als Tee, Ölauszug, Tinktur oder auch als Sitz- und Fussbad angewendet. Da er Bezug zu allen zwölf Meridianen hat, wird Beifuss auch als Moxakraut verwendet. Die sogenannten Moxazigarren werden in die Nähe der Haut gehalten. Das erzeugt Wärme und beschleunigt den Energiefluss. Das Kraut wird aber auch als schmackhafte und verdauungsfördernde Würze von Fleisch- und anderen schweren Gerichten verwendet. Es enthält unter anderem die Vitamine A, B und C. Für die Zubereitung eines Tees übergiesst man 1 TL frisches Kraut mit 200 ml heissem Wasser und lässt den Aufguss zugedeckt maximal 5 Minuten ziehen. Bis zu drei Tassen täglich trinken.
* Steven Wolf hat schon als Kind von seiner Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt in Escholzmatt, wo er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für interessierte Menschen durchführt. Im Lochweidli steht dafür eine eigens gebaute Schuljurte. www.pflanzechreis.ch
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