Volksdroge Zucker

Ein Zuviel an Zucker bringt den Stoffwechsel so sehr durcheinander, dass Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes entstehen können. Die Ernährung, Bewegung und einige Nahrungsergänzungsmittel können den Blutzucker positiv beeinflussen.

Yvonne Rossel 


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er weisse Zucker ist eine Erfindung von uns Menschen. Früher hat sich der Mensch nur von Früchten und Beeren ernährt. Zucker war ein wertvolles Gut und wurde nur von Wohlhabenden verwendet. Heute ist das anders. Die WHO empfiehlt, eine maximale Zuckermenge von 50 Gramm pro Tag. Tatsächlich konsumieren Herr und Frau Schweizer mindestens das Doppelte davon. Weltweit probieren einige Regierungen aus, mit neuen Gesetzen den zu hohen Zuckerkonsum zu senken. Zu Recht, denn Zucker verursacht viele Krankheiten und entsprechende Gesundheitskosten, die sich durch den geringeren Verzehr verhindern liessen.

«Schlecht eingestellter Blutzucker kann langfristige Organschäden verursachen.»


Die Frage stellt sich, warum der Mensch dermassen auf den Zuckerkonsum fixiert ist. Antworten dazu findet man im Gehirn. Zucker wirkt wie eine Droge. Gelangt Zucker ins Gehirn, werden über den Botenstoff Dopamin die Belohnungszentren aktiviert und sorgen für ein angenehmes Gefühl. Je mehr Zucker konsumiert wird, desto mehr möchte das Belohnungszentrum profitieren. Es ist bekannt, dass regelmässiger Zuckerkonsum krankmachende Bakterien und Pilze nährt, die wiederum das Verlangen nach mehr Zucker auslösen. Zudem wird Zucker oft als Trost missbraucht. Emotionale Befindlichkeiten werden mit Zucker kompensiert. Dies führt einerseits zu Übergewicht, andererseits kurbelt es das Belohnungssystem noch mehr an. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen!


Wohin mit dem Zucker?

Unser Körper ist ein echtes Wunderwerk! Er hält den Blutzuckerspiegel ohne unser Zutun auf dem optimalen Wert von 4.5 mmol/lt bis 7 mmol/lt. Dies mit Hilfe der Bauchspeicheldrüse, Insulin, Glykogen und Glukagon. Steigt nach einer Mahlzeit der Zuckeranteil im Blut an, schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Dieses entfernt die Glukose (kleinste Einheit des Zuckers) aus dem Blut und transportiert ihn zu den Muskelzellen, die den Zucker in Energie umwandeln. Was die Muskeln nicht benötigen, wird in der Leber in Form von Glykogen gespeichert. Ist der Blutzucker zu tief, mobilisiert der Körper das Hormon Glukagon, das den Speicherzucker in die aktive Form zurückverwandelt. Leider kann es zu Beeinträchtigungen dieses grossartigen Zusammenspiels kommen. Zum Beispiel durch Krankheiten wie Diabetes, Medikamenteneinflüsse oder in der Schwangerschaft. Ist der Körper nicht mehr in der Lage, genügend Glukose aus dem Blut zu entfernen, richtet der zu hohe Blutzucker beträchtliche Schäden im Körper an. Er kann kleinste Blutgefässe verstopfen, was als erstes im Auge und in der Niere auffällt. Zudem können die Nervenenden beeinträchtigt werden, was zu Taubheitsgefühlen oder Ameisenlaufen in Fingern und Füssen führen kann. Die schlimmste Folge eines unbehandelten Diabetes ist der Verschluss einer Beinarterie. Ein schlecht eingestellter Blutzucker kann zudem zu einer Demenz führen oder ein grosses Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt sein. Zusätzlich können Diabetiker*innen die Schmerzwahrnehmung im gesamten Körper verlieren, wodurch er ernsthafte Beschwerden möglicherweise nicht bemerkt.


Volkskrankheit Diabetes

Diabetes Mellitus kommt aus dem Griechischen und bedeutet «honigsüsser Durchfluss». Der Begriff kommt daher, dass in der Antike der erhöhte Zucker über den «süssen» Urin diagnostiziert wurde. Blutuntersuchungen gab es damals noch nicht. Heute wird Diabetes entweder diagnostiziert, wenn der Nüchternblutzucker 7 mmol/l oder höher liegt, oder durch das Trinken einer 75 g Zuckerlösung. Zwei Stunden nach der Einnahme sollte der Blutzucker nicht mehr als 11,1 mmol/l betragen.

Diabetes Mellitus Typ 1: Auch juveniler (jugendlicher) Diabetes genannt: Er bricht meist bei Kindern oder Jugendlichen aus und ist eine Autoimmunerkrankung. Körpereigene Stoffe zerstören in der Bauchspeicheldrüse die insulinproduzierenden Inselzellen. Das Insulin fehlt, um die Glukose aus dem Blut in die Zellen zu transportieren. Dieser lebenswichtige Stoff muss per Spritze oder Pumpe in die Haut injiziert werden. Als Tablette eingenommen, würde er verdaut werden und hätte keine Wirkung mehr im Blut. Die Symptome eines unentdeckten Diabetes sind Müdigkeit, übermässiger Durst, Infektanfälligkeit und häufiges Wasserlassen.

Diabetes Mellitus Typ 2: Früher auch Altersdiabetes genannt: Rund 80 Prozent der Diabetiker*innen sind von diesem Typ betroffen. Die Krankheit kann sich ab dem 40. Lebensjahr entwickeln. Die Veranlagung, Übergewicht und Bewegungsmangel spielen eine grosse Rolle. Insulin ist zu Beginn noch genügend vorhanden aber es entwickelt sich eine sogenannte Insulinresistenz. Vermutet wird, dass zu wenig Insulinrezeptoren an der Zelloberfläche stationiert sind und somit das Insulin nicht wirken kann. Die Bauchspeicheldrüse liefert immer mehr Insulin und kann bei fortgeschrittener Erkrankung erschöpft werden. Am Anfang liefern Medikamente, die auf den Darm, die Rezeptoren oder die Bauchspeicheldrüse wirken, Abhilfe. Zudem kann eine massive Gewichtsreduktion mit lebenslanger Diät die Krankheit im Schach behalten. Bei Misserfolg muss mit der Zeit Insulin injiziert werden. In Frühstadien der Erkrankung kommt es zu Heisshungerattacken, da zuerst zu viel Insulin ausgeschüttet wird, was den Blutzucker zu stark senkt. Dies führt noch zu mehr Übergewicht und schlussendlich zu einem übermässigen Blutzucker mit den gängigen Symptomen wie übermässigem Durst, häufigem Wasserlassen und Müdigkeit.

Diabetes mellitus Typ 3 und 4: Typ 3 ist ein sekundärer Diabetes, der durch andere Krankheiten der Bauchspeicheldrüse verursacht wird. Typ 4 ist der Schwangerschaftsdiabetes, der wie Typ 2 eine Insulinresistenz entwickelt. Er muss behandelt werden, klingt aber in der Regel nach der Entbindung wieder ab.


Der Glukose-Trick – das Geheimnis der
richtigen Reihenfolge

Die französische Bestsellerautorin und Biochemikerin Jessie Inchauspé beschreibt in ihrem Buch «Der Glukose-Trick», dass auch gesunde Personen auf ihre Blutzuckerkurven achten sollen. Besonders hohe Spitzen der Blutzuckerkurve seien für sehr viele Beschwerden wie Schlafstörungen, chronische Müdigkeit, Migräne und Depressionen verantwortlich. Sie empfiehlt, auf weissen Zucker weitgehend zu verzichten und wenn, dann die richtige Reihenfolge der Nährstoffe einzuhalten. Das heisst, zuerst das Gemüse und eiweisslastige Speisen verzehren, danach die Kohlenhydrate und am Schluss das Dessert. Süsses sollten nie als Zwischenmahlzeit konsumiert werden, sondern immer am Ende einer Hauptmahlzeit. Die Idee ist, dass auf diese Art die Kohlenhydrate keine hohen Blutzucker-Spitzen verursachen. Die Glukose wird gemächlicher ins Blut aufgenommen, wenn die Verdauung zuerst mit Eiweissen und Fetten beschäftig ist. Das könnte auch Menschen mit Diabetes helfen, ihren Blutzuckerspiegel besser zu regulieren. Die Autorin empfiehlt zudem, sich nach jeder Mahlzeit – wenn auch nur kurz – zu bewegen. Bewegung hilft, den Blutzucker in die Muskelzellen zu schleusen. Typ-2-Diabetiker*innen erreichen mit Bewegung sogar zwei wichtige Ziele: Sie nehmen ab und verbrennen den Blutzucker aus dem Blut in den aktivierten Muskeln, die ihn als Energielieferant brauchen.


Den Blutzucker mit Nährstoffen und Pflanzen unterstützen

Der Zuckerstoffwechsel läuft rund, wenn folgende Mineralstoffe genügend zur Verfügung stehen: Zink, Magnesium, Mangan, Chrom, Selen und Vanadium. Zudem spielen die Vitamine B1, Biotin (B7), Folsäure (B9), B12, C, D3 eine bedeutende Rolle. Der Prädiabetes (Blutzuckerlage höher als normal, aber noch keinen Diabetes diagnostiziert) kann mit den Vitalstoffen Zimt, Zichorie und der spagyrischen Essenz Granatapfel positiv beeinflusst werden. Die Vitalpilze Agaricus Blazei Murill (ABM) und Maitake unterstützen den Prädiabetes ebenfalls. Homöopath*innen empfehlen je nach spezifischen Symptomen verschiedene Mittel, wie zum Beispiel Syzygium jambolanum (Jambolanapflaume), Coutarea latifolia (Copalchi-Rinde) und Podophyllum (Maiapfel).

 

Zucker aus der Ernährung verbannen

Der Begriff «Zuckerkrankheit» lässt vermuten, dass es dabei nur um Haushaltszucker geht. Das ist leider falsch. Es geht um Kohlenhydrate im Allgemeinen. Wer auf einen bewussteren Umgang mit Zucker achten möchte und generell all jene Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, sollten folgende Nahrungsmittel reduzieren: Süsses, Brot, Teigwaren, Müesli, Mehlspeisen, Reis, Getreide, Kartoffeln, Früchtejoghurt, diverse Früchte, Fruchtsäfte, Süssgetränke. Zum Süssen eignen sich die Zuckeraustauschstoffe Xylit oder Stevia. Anstelle von Getreide kann man zur breiten Palette an Hülsenfrüchten greifen. Es gibt bereits einige schmackhafte Linsen- oder Kichererbsen Teigwaren auf dem Markt. Es ist möglich, die Schwelle der Süsswahrnehmung kontinuierlich zu senken, indem man Süsses weglässt, Süssgetränke und gesüsster Tee oder Kaffee meidet, beim Backen weniger Zucker verwendet und sich auf schmackhafte Gemüsezubereitungen konzentriert. Wer nach einigen Wochen wieder zu konventionellen Produkten greift, merkt, dass alles zu süss ist und dass die meisten Lebensmittel aus der Industrie völlig überzuckert sind. Sogar Fertiggerichte, Fertig-Saucen und Snacks. In der Industrie werden dem Zucker viele andere Namen gegeben, damit er nicht auffällt: Saccharose, Dextrose, Maltose oder Maltodextrin. Auch Fruchtzucker, Agavendicksaft und Kokosblütenzucker sollte man im Mass konsumieren. Diese Süssmittel erhöhen den Blutzucker zwar minim, belasten aber die Leber.

Deshalb gilt: 1. Mit selbst zubereiteten Mahlzeiten lässt sich der versteckte Zucker vermeiden. 2. Ein zuckerfreies Frühstück mit Vollkorngetreide und Früchten wirkt sich positiv auf die Tages-Zucker-Bilanz aus. 3. Süssgetränke meiden und Desserts nur zu besonderen Anlässen geniessen. 4. Als Zwischenmahlzeit höchstens eine Frucht essen. Wer das beherzigt, merkt, dass der Zucker in der Ernährung plötzlich eine Nebenrolle spielt. Die Blutzuckerkurve verläuft flach, die feinsten Blutgefässe bleiben durchlässig und das Immunsystem kann gut arbeiten. 

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