Ganzheitlich gegen Gelenkarthrose

Wohl so manche Operation wegen Arthrose liesse sich durch eine ganzheitliche Behandlung etwa mit Naturheilmedizin oder Osteopathie verhindern. Ebenso entscheidend für die Behandlung und Prävention sind Bewegung und Ernährung.

Fabrice Müller


Die Operation war bereits angedacht, als die 50-jährige Claudia die Naturheilpraxis von Roland Vontobel in Teufen AR aufsuchte. Die Patientin litt unter starkem Arthroseschmerz an beiden Hüften. Die Schulmedizin riet ihr zu einer Operation. Roland Vontobel setzte auf eine kombinierte Therapie aus pflanzlichen Mitteln. Resultat: Bereits nach sechs Wochen sind die Beschwerden an der Hüfte verschwunden. Auf eine Operation konnte somit verzichtet werden. «Arthrose ist in meiner Praxis ein häufiges Thema», sagt der Naturarzt, Homöopath und Drogist Roland Vontobel. Oftmals seien es auch jüngere Patientinnen und Patienten, die in der Naturheilpraxis in Teufen AR wegen Arthrosebeschwerden behandelt werden. «Arthrose in jungen Jahren ist oft die Folge von Über- oder Unterbelastung im Sport, nach einem Unfall sowie bedingt durch Fehlhaltung.» Bei Frauen in den Wechseljahren stellt Roland Vontobel häufig Arthrose in Form von Versteifungen der Fingergelenke fest. Der Naturarzt vermutet in diesen Fällen auch einen Einfluss durch die Hormone. Begünstigend auf die Entwicklung von Arthrose wirkt, so Roland Vontobel, die Ernährung: «Eine einseitige Ernährung mit Fertigprodukten, Konservierungsstoffen, tierischen Eiweissen, säurebildenden Nahrungsmitteln, zu viel Kaffee sowie Unverträglichkeiten fördern die Arthrosebildung und Entzündungen an den Gelenken.»

 

«Lebendiges Gewebe benötigt Reize,
um sich selbst
gesund zu halten.»


Gleichgewicht im Körper beachten

Der Osteopath Michael Stadler, Inhaber der Praxis Osteopathie Central in Zürich und Vizepräsident des Schweizerischen Osteopathieverbandes, therapiert zwar häufig Menschen mit Arthrose, doch: «Nicht jede Person, bei der Arthrose im Röntgenbild sichtbar ist, hat zwangsläufig auch Beschwerden. Häufiger geht es darum, wie sich die Betroffenen im Alltag bewegen und wie sie den Bewegungsapparat nutzen und beanspruchen.» Und wie beurteilt Michael Stadler den Befund Arthrose? «In der Osteopathie gehen wir davon aus, dass Arthrose zwar ein strukturelles Problem sein kann, dieses aber meist nicht die Hauptursache von Beschwerden darstellt. Viel relevanter sind Bewegungsmuster, Fehlhaltungen und das generelle ‹funktionelle› Gleichgewicht im Körper.»

Zu den Hauptfaktoren für die Gelenkgesundheit zähle ausreichend und vielfältige Bewegung zum einen, zum anderen spiele der Stoffwechsel eine besonders wichtige Rolle. «Das Gelenk und der Knorpel brauchen Belastung und Beanspruchung. Lebendiges Gewebe benötigt Reize, um sich selbst gesund zu halten. Belastung ist für die Regeneration genauso wichtig wie Entlastung», erläutert Michael Stadler. In der Entlastungsphase müsse die Flüssigkeit wieder in den Knorpel gelangen, die während der Druckbelastung teilweise aus dem Knorpel gedrückt wurde. Dieses Wechselspiel sei für die Gelenkgesundheit aus mechanischer Sicht zentral.

 

Iris-Diagnose

Das Gespräch mit den Betroffenen ist für Roland Vontobel wertvoll, um die passende Behandlung zusammenzustellen. «Ich lasse die Patientinnen und Patienten erzählen. Vieles, das ich aus den Gesprächen heraus erfahre, gibt mir wertvolle Hinweise für die Wahl der Behandlung.» Dazu gehören zum Beispiel Angaben, ob die Arthrosebeschwerden eher bei Wärme oder Kälte und zu welchen Tages- oder Nachtzeiten die Schmerzen auftauchen.

 

Ein wichtiges Diagnosewerkzeug für Roland Vontobel ist weiter die Iris-Diagnose, auch als Iridologie bekannt. Ziel dieser alternativen Diagnosemethode ist es, aus dem Muster und den Farben der Iris eines Menschen Informationen über seinen Gesundheitszustand zu erhalten. «In Zusammenhang mit der Arthrose zeigt mir die Iris-Diagnose unter anderem, ob jemand eine Tendenz zur Übersäuerung hat, die Nieren schlecht arbeiten oder ob jemand muskulär angespannt ist», erklärt der Naturarzt. Oft liege die Ursache einer Arthrose auch darin, dass der Knorpel zu wenig Platz im Gelenk habe und nicht ausreichend geschmiert sei. Und schliesslich achtet Roland Vontobel im Gespräch mit dem Patienten auf dessen Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten.

 


In der Osteopathie werden verschiedene Aspekte in die Untersuchung einbezogen. Etwa auch die Bewegungsprüfung. Der Bewegungsumfang ist bei Arthrose nämlich oft auch reduziert.



Bewegungsprüfung

In der Osteopathie werden – nebst dem betroffenen Gelenk – meist noch weitere Aspekte in die Untersuchung einbezogen, wie Michael Stadler berichtet. Dazu gehört zum Beispiel auch die sogenannte Bewegungsprüfung. Der Bewegungsumfang eines Gelenks sei bei einer Arthrose oft reduziert – die Bewegung an sich entsprechend unharmonisch. «In einer akuten Entzündungsphase, wenn sich im Gelenk durch eine Überbelastung etwas Knorpel abgelöst hat – was der Körper mit Entzündung zu beheben versucht –, sieht und tastet man einen Gelenkerguss, das Gelenk ist überwärmt und die funktionellen Einschränkungen können sehr ausgeprägt sein.»

 

Neben schonender Bewegung sei dann auch eine Entzündungshemmung angebracht. Der Schmerz, den Artrosenpatientinnen und -patienten empfinden, wird, so Michael Stadler, meistens nicht allein durch die Arthrose bedingt, sondern durch Verspannungen oder Fehlbelastungen in umliegenden Strukturen. «Zum Spannungsabbau können wir manuell auf das Gewebe einwirken. Möglich sind auch Übungen, die beispielsweise Zug auf das Gelenk ausüben.»

 

Interdisziplinäre Behandlung

Die Behandlung des betroffenen Gelenks stehe aber zumeist nicht im Mittelpunkt der osteopathischen Herangehensweise, betont der Osteopath. Vielmehr seien Haltungsmuster, muskuläre und fasziale Spannungen sowie Spannungsketten für die Funktion entscheidend und daher im Fokus der osteopathischen Behandlung.

Ernährung und Stressmanagement spielen ebenfalls eine Rolle, da sie den allgemeinen Zustand des Bewegungsapparates beeinflussen können. «Wichtig ist, dass die Behandlung nach Bedarf interdisziplinär umgesetzt wird. In der Osteopathie sind neben manuellen Techniken auch Übungen von grosser Bedeutung. Dabei muss nicht nur das betroffene Gelenk, sondern der gesamte Bewegungsablauf berücksichtigt werden», erklärt Michael Stadler.

 

Im Patientengespräch kommen ferner die Erwartungen und Zielsetzungen der Betroffenen zur Sprache. «Dadurch reflektieren sich die Patientinnen und Patienten und entwickeln so mehr Bewusstsein für ihren eigenen Körper und ihr Beschwerdebild.»

 

Von Löwenzahn bis Grünlippmuscheln

Die Phytotherapie setzt laut Roland Vontobel auf Tropfenmischungen mit Essenzen aus Löwenzahn, Wallwurz, Brennnessel, Weiderinden, Kurkuma, Fenchelknolle und Weihrauch. «Mit dieser Mischung erreichen wir einen Abbau der Entzündungen.» Für eine bessere Durchblutung und Schmierung der Gelenke setzt der Naturarzt auf Rosmarin. Für die antibakterielle, fungizide und durchblutungsfördernde Wirksamkeit ist das ätherische Öl des Rosmarins verantwortlich.

 

Vor Jahrzehnten entdeckten Forschende, dass sich die indigene Bevölkerung Neuseelands, die Maoris, auch in hohem Alter eines bemerkenswert guten Zustandes ihrer Gelenke erfreuten. Dies traf jedoch nur auf die an der Küste angesiedelten Maoris zu. Auf der Suche nach der Ursache stiessen die Forschenden auf die Grünlippmuschel, die in der Ernährung der Küstenbevölkerung eine grosse Rolle spielte. Für die positiven Auswirkungen auf die Gelenke werden primär die in der Grünlippmuschel enthaltenen Glycosaminglycane (GAG) und die speziellen Omega-3-Fettsäuren (DHA, EPA) verantwortlich gemacht.

 

Ernährungsumstellung

Weiter arbeitet Roland Vontobel mit der Wirkkraft der Hagebutte. Letztere drosselt die Ausschüttung entzündungsfördernder Botenstoffe und hilft, Entzündungen einzudämmen. Davon profitieren auch Menschen, die unter Arthrose leiden. Untersuchungen haben ergeben, dass Hagebuttenpulver Entzündungen und Symptome bei Arthrose lindern kann. Studien deuten darauf hin, dass fünf Gramm Hagebuttenpulver täglich eine schmerzlindernde Wirkung bei Arthrosepatientinnen und -patienten hat.

 


Für den Ostheopathen Michael Stadler ist auch das persönliche Gespräch
mit den Patientinnen und Patienten sehr wichtig.

 

Die betroffenen Gelenke können ferner mit einer Nervensalbe, bestehend aus regionaler Ziegenbutter sowie Bienenwachs und Heilkräuterauszügen, eingerieben werden. Sie fördern laut Roland Vontobel die Durchblutung. Neben der Behandlung mit natürlichen Arzneimitteln empfiehlt der Naturarzt eine Ernährungsumstellung. Das heisst: Verzicht auf raffinierten weissen Zucker, der die Übersäuerung fördert – dafür regelmässiger Verzehr von Wurzelgemüse wie Karotten, Randen, Sellerie oder Knoblauch. Ebenfalls empfehlenswert seien Kartoffeln, Vollkornbrot, Omega-3-Fettsäuren, Baumnüsse und Avocado.

«Die richtige Bewegung ist ein Schlüssel zur Schmerzlinderung wie auch für die Prävention.»

 
Wie kann Arthrose verhindert werden?

«Die beste Vorbeugung und Linderung von Arthrose liegt in der Bewegung», sagt Michael Stadler. Besonders bei bereits bestehenden Gelenkbeschwerden empfiehlt er regelmässige gelenkschonende Bewegungen wie Schwimmen oder Radfahren, um die Mobilität zu erhalten. Ansonsten sei die Bewegungsvielfalt wichtig in der Prävention. Entscheidend dabei seien flüssige und natürliche Bewegungsabläufe. Grund: Die Abnutzung allein sei laut Michael Stadler oft weniger problematisch als ein unökonomischer Umgang mit den Gelenken. Weiter habe der Lebensstil einen zentralen Einfluss auf die Gelenkgesundheit. «Das Mass an Bewegung ist die mechanische Komponente. Ernährung sowie Stress beeinflussen den Bewegungsapparat insbesondere im Bereich der Regeneration, also auf Stoffwechselebene», gibt Michael Stadler zu bedenken und empfiehlt, eine Bewegungsform zu finden, die dem individuellen Körper angepasst ist. Übermässige Belastung auf bestimmte Gelenke gelte es zu vermeiden. «Die richtige Bewegung ist ein Schlüssel zur Schmerzlinderung wie auch für die Prävention», betont Michael Stadler.

 

www.praxisvontobel.ch

www.osteopathiecentral.ch

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