«Den Dachverband braucht es mehr denn je»

Im April haben die Mitglieder des Dachverbandes Komplementärmedizin (Dakomed) ihre langjährige Präsidentin Edith Graf-Litscher verabschiedet und ein neues Co-Präsidium gewählt. Wir stellen Franziska Roth und Martin Bangerter in einem kurzen Gespräch vor.

Interview: Lukas Fuhrer, Dakomed

Sie wollen die Komplementärmedizin gemeinsam weiterbringen: Ständerätin Franziska Roth und Branchenkenner Martin Bangerter.

 

Franziska Roth, Martin Bangerter, Sie präsidieren seit Kurzem gemeinsam den Dachverband Komplementärmedizin – was hat Sie zu dieser Aufgabe bewogen?
Franziska Roth: Meine Motivation ist, der Bevölkerung eine humane, breite Palette von Möglichkeiten anbieten zu können, die den Prozess der Genesung unterstützen. Es ist mir wichtig, mich in der Politik für die Komplementärmedizin einzusetzen, weil sie keine starke Lobby hat.

Martin Bangerter: Die Komplementärmedizin war ein Teil meiner Ausbildung zum Drogisten und gehört zum Therapieangebot, und ich habe in der Beratung immer wieder gute Erfahrungen mit ihr gemacht. Dasselbe gilt für meine Zeit beim Dakomed, wo ich von 2009 bis 2017 Vorstandsmitglied war, von 2013 bis 2017 als Co-Präsident mit Edith Graf-Litscher. Mir ist wichtig, die integrierte Medizin, also das Zusammenspiel von Schul- und Komplementärmedizin, zu vertiefen sowie Ängste und Widerstände abzubauen.

 

Schulmedizin oder Komplementärmedizin oder beides – Hand aufs Herz, was tun Sie, wenn Sie plötzlich starke Kopfschmerzen heimsuchen?
Franziska Roth: Ich trinke Wasser und schaue, ob und wo ich verspannt bin, vielleicht gehe ich spazieren. Dann probiere ich es mit ätherischem Öl oder Tigerbalsam. Ich versuche es mit Kälte oder Wärme, was mir gerade guttut. Wenn ich aber arbeite und es schnell gehen muss, dann nehme ich Ibuprofen.

Martin Bangerter: Zum Glück benötige ich nicht oft Medikamente – beim Trinken stimme ich Franziska zu, und wenn ich merke, dass das Kopfweh von Verspannungen kommt, versuche ich diese mit Übungen oder Massieren zu lösen. Und dann nehme ich auch mal ein Schmerzmittel. Vor und nach dem Ziehen meiner Weisheitszähne habe ich mit Arnica D30 sehr gute Erfahrungen gemacht.

 

Franziska Roth, Sie sind als Ständerätin die Verbindung des Dakomed in die Politik. Warum ist diese Verbindung für den Verband wichtig?
Franziska Roth: Die Verfassung verpflichtet Bund und Kantone, für die Berücksichtigung und die Förderung der Komplementärmedizin zu sorgen. Die Bevölkerung hat im Jahr 2009 Ja dazu gesagt.

Also müssen wir im Bundeshaus daran arbeiten, ihren Stand weiter zu verbessern, und ich bin überzeugt, dass da noch vieles möglich ist. Die Komplementärmedizin ist auf ein Sprachrohr in der Politik angewiesen, damit ihre Position im Gesundheitswesen verbessert werden kann. Die Nutzung der Komplementärmedizin durch die Bevölkerung hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt – die Abstützung im Parlament hingegen ist nicht mitgewachsen.

 

«Die Nutzung der Komplementärmedizin durch die Bevölkerung hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt – die Abstützung im Parlament hingegen ist nicht mitgewachsen.»

 

Martin Bangerter, Sie übernehmen als Co-Präsident auch die Geschäftsführung des Dakomed. In einem Satz: Warum braucht es diesen Verband?
Martin Bangerter: Den Dakomed braucht es, um in der Schweiz das Zusammenspiel von Schul- und Komplementärmedizin weiter zu fördern, sodass Patientinnen beim Hausarzt und im Spital von einer möglichst grossen Therapievielfalt profitieren. Der Dakomed will zudem die Vielfalt der natürlichen Arzneimittel bewahren, die durch immer strengere Auflagen bedroht ist, sowie die Forschung und Lehre in der Komplementärmedizin weiter voranbringen.

 

Was wünschen Sie beide sich für Ihre Zusammenarbeit und für die Komplementärmedizin?
Franziska Roth: Mein grösstes Anliegen ist, dass wir unsere fachlichen Argumente und Fakten im Bundeshaus einbringen können.

Martin Bangerter: Ich finde auch, wir sollten die Fakten und Argumente für die Komplementärmedizin selbstbewusst kommunizieren. Da ergänzen wir uns natürlich, wenn ich Ideen und Projekte reingeben kann und Franziska an der Seite habe, die den Politbetrieb kennt und versteht.

 

«Die Komplementär-medizin istauf ein Sprachrohr in der Politik angewiesen.»

 

Zu den Personen
Franziska Rothist Ständerätin (SP) für den Kanton Solothurn. Daneben arbeitet sie als Heilpädagogin mit beeinträchtigten Kindern. Sie präsidiert den Verband Kinderbetreuung Schweiz kibe-
suisse und den Verein a:primo für die frühe Förderung und Chancengerechtigkeit von Kindern.

Martin Bangerter
ist selbstständiger Experte Gesundheitswesen und Selbstmedikation. Der gelernte Drogist war unter anderem Geschäftsführer und Zentralpräsident des Schweizerischen Drogistenverbands SDV.

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