Bitterstoffe: Sanfte Naturkraft für eine schöne Haut
Dass Bitterstoffe eine innerlich wohltuende Wirkung haben, wissen wir längst. Aber auch unsere Haut schätzt Bitterstoffe. Das zeigt ein noch junger Forschungszweig zum Thema Bitterstoffrezeptoren. Bitterstoffe sind besonders wohltuend für trockene und beanspruchte Haut – und könnten eine natürliche Unterstützung bei Neurodermitis und Psoriasis bieten.
Sarah Frey
Die traditionelle Phytotherapie nutzt die Kraft von Bitterstoffen schon lange: Bitterpflanzen sind wertvolle Helfer bei Magenproblemen, Appetitlosigkeit sowie Gallen- und Verdauungsbeschwerden.
Pflanzliche Bitterstoffe für gesunde Haut
Vor wenigen Jahren entdeckten Forschende, dass der Mensch Bitterstoff-Rezeptoren nicht nur auf der Zunge, sondern im gesamten Verdauungstrakt sowie in fast allen anderen Organen ausserhalb des Darms vorkommen. Auch unsere Haut ist mit zahlreichen Bitterstoffrezeptoren ausgestattet. Heute weiss man, dass pflanzliche Bitterstoffe topisch wirken können, das heisst sie können äusserlich angewendet werden, zum Beispiel in Form einer Creme. Das Forschungszentrum skintegral der Universität Freiburg konnte zeigen, dass pflanzliche Bitterstoffe wie beispielsweise Amarogentin aus dem Gelben Enzian an die hauteigenen Bitterstoffrezeptoren andocken.
Wirkstoffe wie Amarogentin sollen zudem die Keranozyten stimulieren – Zellen, die kräftigendes Keratin bilden. So bleibt der Feuchtigkeitshaushalt stabil und die Haut ist besser vor äusseren Einflüssen geschützt. Auch bei Sonnenbrand und Insektenstichen sollen Bitterstoffe beruhigend wirken, Juckreiz lindern und Entzündungen hemmen. Der Einsatz von Bitterpflanzen in der Hautpflege ist ein noch junger Zweig. Erste Studien der Uniklinik Freiburg sind vielversprechend: Sie zeigen, dass Bitterstoffe einen belebenden und entzündungshemmenden Effekt bei leichter Neurodermitis haben können. Das weckt bei allen Hoffnung, die sich pflanzliche Alternativen zu kortisonhaltigen Produkten wünschen.
Für eine schöne Haut: Bitterkraft von innen
Pflanzliche Bitterstoffe wirken auch von innen: Sie fördern eine gesunde Darmflora und helfen, Entzündungen im Körper zu reduzieren, was bei Hautproblemen wie Akne oder Rosacea wertvoll ist. Wer Bitterkraft im Alltag integrieren möchte, braucht oft erst ein wenig Übung – und Überwindung. Das liegt daran, dass wir es nicht mehr gewöhnt sind, bittere Lebensmittel zu essen. Die Lebensmittelindustrie entfernt seit vielen Jahren Bitterstoffe aus Lebensmitteln. Ein guter Weg, mehr Bitterstoffe zu sich zu nehmen, sind zum Beispiel Bitterkräuter im Salat, bittere Tees, Kräuter, Gewürze oder Säfte. Grundsätzlich empfiehlt es sich, Bitterstoffe am besten täglich, mindestens jedoch mehrmals pro Woche zu sich zu nehmen.
Die besten Bitterpflanzen für die Haut
Unsere heimische Heilpflanzenwelt bietet eine wunderbare Fülle an Bitterpflanzen. Sie lassen sich gut in die tägliche Ernährung und Hautpflege integrieren:
Der Löwenzahn (Taraxacum officinale) ist die bekannteste heimische Bitterpflanze. Löwenzahnblätter enthalten Bitterstoffe, welche die Verdauung anregen und die Leber unterstützen. Eine gesunde Leber unterstützt den Körper bei der Entgiftung, was wiederum ein klareres und gesünderes Hautbild unterstützt.
Ebenso wertvoll ist die Artischocke (Cynara scolymus). Ihre Blätter enthalten mit Cynarin einen Bitterstoff, der die Leberfunktion fördert und die Galleproduktion anregt. Eine gute Verdauung und Entgiftung durch die Leber kann Hautprobleme wie Akne und Ekzeme lindern.
Neben Wermut (Absinthium) zählt der Gelbe Enzian (Gentiana lutea) zu den stärksten heimischen Bitterstoffpflanzen, die wir kennen.
Das Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea), ein Enziangewächs, enthält besonders viele Bitterstoffe. Innerlich wirkt Tausendgüldenkraut appetitregulierend und verdauungsfördernd, denn die enthaltenen Bitterstoffe regen alle an der Verdauung beteiligten Drüsen an. Äusserlich angewendet wirkt es beruhigend, antioxidativ und schützt die Haut vor äusseren Einflüssen. Eine Creme mit Tausendgüldenkraut unterstützt besonders bei sehr trockener Haut. Auch in seinem Wesen zeigt das schöne Tausendgüldenkraut einen starken Bezug zur Haut und dem Spannungsfeld zwischen Idealität und Realität: Die Haut soll glatt und zart sein und dennoch widerstandsfähig.
Die bittere Schafgarbe wird traditionell zur Behandlung von entzündeter und irritierter Haut verwendet. Ihre entzündungshemmenden Eigenschaften können helfen, Rötungen und Schwellungen zu reduzieren.
Nicht zu vergessen sind bitterstoffhaltige Zitrusfrüchte: Sie sind reich an Vitamin C, das für die Kollagenproduktion wichtig ist. Kollagen ist ein Protein, das der Haut Festigkeit und Elastizität verleiht. Bitterstoffe in Zitrusfrüchten können zudem die Aufnahme von Nährstoffen verbessern, was der Haut zugutekommt.
Wunderbare Hautpflanze: Mit ihren zarten Blüten gehört Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) zu den Enziangewächsen und damit zu den bittersten heimischen Heilpflanzen
7 Tipps für mehr Bitterstoffe auf dem Teller und im Glas:
Wildpflanzen und Gewürze: Kräuter wie Schafgarbe, Löwenzahn und Enzian sowie Gewürze wie Kurkuma und Ingwer sind gute Quellen für Bitterstoffe und können in Tees, Smoothies oder zum Würzen verwendet werden.
Grünes Blattgemüse: Gemüse wie Rucola und Endivien sind reich an Bitterstoffen und können in Salaten oder als Beilage gegessen werden.
Zitrusfrüchte: Besonders die Schalen von Zitrusfrüchten enthalten Bitterstoffe. Man kann geriebene Schalen als Gewürz oder in Getränken verwenden.
Kakao und Bitterschokolade: Reiner Kakao und dunkle Schokolade mit einem hohen Kakaoanteil enthalten Bitterstoffe und sind eine leckere Möglichkeit, diese in die Ernährung zu integrieren.
Gemüse und Wurzeln: Gemüse wie Rosenkohl und Auberginen sowie Wurzeln wie Radieschen sind reich an Bitterstoffen.
Nahrungsergänzungsmittel: Wer «bitter» nicht mag, kann sich mit Nahrungsergänzungsmitteln helfen.
Bitterstoff-Detox: Ein besonders wirksamer Einstieg in die Welt der Bitterstoffe ist eine Bitterstoffkur, zum Beispiel mit Frischpflanzen-Extrakten aus Heilpflanzen wie Enzian, Löwenzahn, Enzian, Tausendundeinglück und Wermut.
Fazit
Ob von innen oder von aussen: Pflanzliche Bitterstoffe sind wertvoll für unsere Gesundheit und die Haut. Sie wirken anti-allergisch und entgiftend, beleben den Hautstoffwechsel und helfen, die Hautbarriere zu regenerieren. Eine tägliche Hautpflege mit Bitterstoffen kann dazu beitragen, das Hautbild zu verbessern. Wer seine Haut auch von innen stärken möchte, sollte pflanzliche Bitterstoffe regelmässig auf den Speiseplan setzen.